
Autoinflammatorische Syndrome
Auf dieser Seite finden Sie alle wichtigen Informationen zu den Autoinflammatorischen Syndromen. Wie werden Autoinflammatorische Syndrome definiert und welche Formen gibt es?
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Was sind Autoflammatorische Syndrome?
Der Begriff "Autoinflammation" wurde erstmals in Zusammenhang mit einer Gruppe erblicher Syndrome geprägt, die durch periodisch wiederkehrende Fieberschübe gekennzeichnet sind. Charakteristisch für autoinflammatorische Erkrankungen sind systemische Entzündungsvorgänge des Körpers ohne Anhalt für zugrunde liegende Infekte, Allergien, Immundefekte oder Autoimmunerkrankungen. Betroffene leiden vielfach unter kontinuierlichen oder wiederkehrenden Hautausschlägen. Zusätzlich können Fieberschübe, Gelenk- und Kopfschmerzen, sowie eine Reihe weiterer Beschwerden auftreten.
Da es sich bei Autoinflammatorischen Syndromen in der Regel um sehr seltene Erkrankungen handelt, gehen diese häufig mit einer verzögerten Diagnosestellung von mehreren Jahren oder gar Jahrzehnten einher.
Eine späte Diagnosestellung geht nicht selten mit schweren Komplikationen, welche die hohe Morbidität und Mortalität der Erkrankungen bedingen, einher. Durch die generalisierte Entzündung stellt die Diagnostik und Behandlung autoinflammatorischer Erkrankungen in vielen Fällen eine große Herausforderung dar, die nur unter Beteiligung verschiedener Fachdisziplinen zu bewerkstelligen ist. Je nach Altersgruppe bzw. Hauptmanifestationsort der Erkrankung werden die betroffenen Personen vorwiegend von Pädiatern, Rheumatologen und Dermatologen betreut.
Formen der Autoinflammatorischen Syndrome
Autoinflammatorische Erkrankungen sind seltene chronische Erkrankungen des Immunsystems, die durch generalisierte Entzündungsvorgänge des Körpers gekennzeichnet sind. Hierzu gehören angeborene Erkrankungen sowie erst später erworbene Erkrankungen. Eine Auswahl der wichtigsten Krankheitsbilder wird im Folgenden vorgestellt.
Cryopyrin-assoziierte periodische Syndrome (CAPS)
Die Cryopyrin-assoziierten periodischen Syndrome (CAPS) sind seltene chronisch-entzündliche Erkrankungen, von denen weltweit nur ca. 1000 Fälle bekannt sind. Die Dunkelziffer bisher nicht erkannter Fälle könnte um ein Vielfaches höher liegen, da diese Erkrankungen bisher vielerorts unbekannt sind.
Man unterteilt CAPS in das Familiäre kälteinduzierte autoinflammatorische Syndrom (FCAS), das Muckle-Wells-Syndrom (MWS) und die Multisystemische entzündliche Erkrankung mit Beginn im Neugeborenenalter (NOMID bzw. NOMID). Ursächlich liegt allen dreien eine Mutation des NLRP3-Gens zugrunde. Diese Mutation führt zur Anhäufung von Interleukin-1ß, einem Entzündungsprotein, welches für die Krankheitssymptome verantwortlich ist. CAPS tritt familiär gehäuft auf, da die Mutation im NLRP3-Gen über mehrere Generationen vererbt werden kann.
Die drei Krankheitsbilder FCAS, MWS und NOMID sind durch wiederkehrende Fieberschübe und Entzündungsreaktionen an verschiedenen Organen gekennzeichnet, unterscheiden sich jedoch hinsichtlich des Schweregrads ihrer Symptome:
FCAS (leichteste Ausprägung)
- Wiederkehrender Hautausschlag
- Fieberschübe
- Abgeschlagenheit, Müdigkeit
- Gelenk- und Muskelschmerzen
- Augenrötung, -entzündung
- Auslöser für Symptome meist Kälte
MWS (mittlere Ausprägung)
- Wiederkehrender oder täglicher Hautausschlag
- Fieberschübe
- Abgeschlagenheit, Müdigkeit
- Gelenk- und Muskelschmerzen
- Augenrötung, -entzündung
- Kopfschmerzen
- Schleichender Hörverlust
- Symptomverschlechterung durch Kälte, Stress;
- häufig kontinuierliche Symptome
NOMID/CINCA (schwerste Ausprägung)
- Täglicher Hautausschlag
- Fieber
- Abgeschlagenheit, Müdigkeit
- Gelenkentzündung und Muskelschmerzen
- Augenrötung, -entzündung, Sehstörung
- Kopfschmerzen, neurologische Symptome
- Schleichender Hörverlust
- Proteinablagerungen in den Nieren
- Kontinuierliche Symptome
Schnitzler-Syndrom
Das Schnitzler-Syndrom ist eine äußerst seltene Erkrankung, die durch eine Kombination aus chronischem, urtikariaartigem Hautausschlag und veränderten Blutwerten (monoklonale Gammopathie, Paraproteinämie) gekennzeichnet ist. Eine monoklonale Gammopathie entsteht durch eine krankhafte Vermehrung eines einzelnen Klons von Antikörper-bildenden Plasmazellen bzw. deren Vorläufern. Die so gebildeten Antikörper (Immunglobuline) gehören einer Immunglobulinklasse an, in der Regel ist es eine monoklonale Gammopathie vom IgM-Subtyp.
Hinzu kommen allgemeine Entzündungsvorgänge an verschiedenen Organsystemen, die sich - ähnlich wie bei CAPS - in Form von Symptomen wie Gelenkschmerzen, Knochen- und Muskelschmerzen, Fieberschüben und Abgeschlagenheit zeigen.
Bisher sind weltweit nur ca. 150 Fälle dieser nicht vererbbaren Erkrankung bekannt, die vorzugsweise im mittleren Lebensalter beginnt und chronisch verläuft. Auch hier wird die Zahl bisher nicht erkannter Fälle vermutlich deutlich höher liegen.
Die Therapie des Schnitzler-Syndroms ist bisher sehr schwierig und führt meist trotz ständiger Medikamenteneinnahme nicht zu Beschwerdefreiheit der betroffenen Patienten. Herkömmliche Behandlungsmöglichkeiten umfassen Kortison und andere entzündungshemmende Medikamente mit oft nur mäßiger Wirksamkeit. Aktuell werden in Studien Interleukin-1ß-neutralisierende Medikamente auf ihre Wirksamkeit und Verträglichkeit auch beim Schnitzler-Syndrom überprüft.
systemische juvenile idiopathische Arthritis (M. Still)
Die systemische juvenile idiopathische Arthritis (M.Still) und Adulter M. Still sind Sonderformen der rheumatoiden Arthritis.
Die systemische juvenile idiopathische Arthritis (M.Still) gilt gemeinhin als schwerste Form des kindlichen Rheumas und kann sich auf den gesamten Organismus ausweiten. Die Krankheit, die bei Kinder >16 auftritt, beginnt meist mit periodischen Fieberschüben, gefolgt von Entzündungen mehrerer Gelenke und einem lachsfarbenen, unbeständigem Hautausschlag. Andere Symptome wie generalisierte Lymphdrüsenschwellung und Leber- und/oder Milzschwellung sind möglich.
Das Still-Syndrom des Erwachsenen (Adulter M. Still) ist eine seltene systemisch-entzündliche Erkrankung, deren Ursache bisher unklar ist. Das Krankheitsbild ist charakterisiert durch periodische Fieberschübe, in der Regel begleitet von einem flüchtigen, kleinfleckigen, lachsfarbenen Hautausschlag vorwiegend im Oberschenkel- und Rumpfbereich und Entzündungen von mehreren Gelenken.
Familiäres Mittelmeerfieber (FMF)
Das Familiäre Mittelmeerfieber (FMF) ist eine autosomal-rezessiv vererbte Erkrankung, die gehäuft bei Bewohnern der östlichen Mittelmeerregion auftritt. Die meisten Patienten haben ihre ersten Fieberschübe im frühen Kindes- und Jugendalter. Hierbei handelt es sich um eine chronische Erkrankung, die durch sporadisch auftretende Fieberschübe mit begleitenden Bauch-, Brust- oder Gelenkschmerzen charakterisiert ist. Eine Beeinträchtigung der Nierenfunktion aufgrund schwerer Proteinablagerungen kann in der späten Phase der Erkrankung beobachtet werden.
Hyperimmunglobulin-D-Syndrom (HIDS/MKD)
Das Hyperimmunglobulin D Syndrom ist eine erblich bedingte Erkrankung, die mit wiederkehrenden Fieberschüben einhergeht. Das Hyperimmunglobulin D Syndrom beginnt üblicherweise schon im ersten Lebensjahr. Die meisten Episoden werden von Schwellungen der Halslymphknoten, Bauchschmerzen sowie Erbrechen, Durchfall oder beidem begleitet. Häufig treten auch Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen oder Entzündungen der großen Gelenke und Hautausschläge auf.
Tumornekrosefaktor-Rezeptor 1-assoziiertes periodisches Syndrom (TRAPS)
TRAPS ist eine entzündliche Erkrankung, die durch wiederkehrende Schübe von hohen Fieberspitzen charakterisiert ist, welche gewöhnlich zwei bis drei Wochen dauern. Das Fieber wird typischerweise begleitet von gastrointestinalen Beschwerden (Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall), schmerzhaftem rotem Hautausschlag, Muskelschmerzen und periorbitale Schwellung. Eine Beeinträchtigung der Nierenfunktion aufgrund schwerer Proteinablagerungen kann in der späten Phase der Erkrankung beobachtet werden. Die Krankheit ist autosomal dominant vererbbar, so dass es möglich ist, dass ähnliche Fälle in derselben Familie auftreten.
Periodisches Fieber, Aphten, Pharyngitis, (Lymph-)Adenopathie-Syndrom (PFAPA)
PFAPA ist eine autoinflammatorische Erkrankung bei der sich die Fieberepisoden meist vor dem fünften Lebensjahr manifestieren. Sie beginnen sehr regelmäßig alle 3-8 Wochen mit abrupt ansteigendem Fieber > 39 °C, das sich nach 3-6 Tagen spontan zurückbildet. Begleitet werden diese Fieberepisoden mit dem namensgebenden Symptomenkomplex, aber auch Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen sind typisch.